Nahtoderlebnisse und Unfälle inklusive
„Völlig losgelöst von der Erde …“ ist nicht nur der Anfang eines bekannten Liedes, sondern auch der Zustand, den Ketamin-Konsumenten sich erhoffen. Starke Halluzinationen bis hin zu Nahtoderlebnissen folgen dem Konsum, begleitet von einer auffälligen Häufung von Unfällen. Die dauerhafte Einnahme führt zu Abhängigkeit sowie irreparablen Schäden.
Deutliche Anzeichen für einen steigenden Konsum verzeichnet die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) in ihrem Bericht 2021. Bisher wird die Substanzgruppe, zu der Ketamin gehört, nur punktuell überwacht. Trotzdem gibt es unübersehbare Warnsignale. So wiesen Umfragen auf einen gestiegenen Verbrauch von dissoziativen Drogen hin, zu denen Ketamin zählt. In der Gruppe der Neuen Psychoaktiven Substanzen (NPS) machten bei den Sicherstellungen Arylcyclohexylamine 10 % aus; der größte Teil davon war Ketamin. Mindestens 16 EU-Länder meldeten die Beschlagnahmung von Ketamin, die Mengen lagen zwischen 250 und 600 Kilogramm. Speziell die Behörden in den Niederlanden berichteten, dass das Mittel bei jungen Konsumenten zu einer gebräuchlichen Droge geworden ist.
Die Notaufnahmen europaweit meldeten eine erhöhte Zahl Ketamin-Notfälle. Daher fordert die EMCDDA eine bessere Überwachung und Erforschung dieser Substanzen.
Ketamin wird meist wie Kokain als weißes kristallines Pulver gesnieft, da hierbei die Wirkung am längsten anhält. Der Rauschzustand dauert etwa 1 bis 2 Stunden. Das Mittel kann auch gespritzt oder geraucht werden. Als Tropfen oder Tabletten ist Ketamin weniger beliebt, da die halluzinogene Wirkung geringer ist. Bei illegalem Ketamin ist der Wirkstoffgehalt meist nicht bekannt, so dass es zu Überdosierungen kommt.
Ketamin wird in der Regel in Pulverform gesnieft, manchmal auch gespritzt oder in Kristallform
geraucht. Die Einnahme als Flüssigkeit oder in Tablettenform ist eher selten.
Ketamin erzeugt Halluzinationen sowie eine Verzerrung von Zeit und Raum. Bei höheren Dosierungen können sich Nahtoderlebnisse einstellen: Der Konsument hat das Gefühl, den eigenen Körper zu verlassen und mit der Umwelt zu verschmelzen. Konsumierende fühlen sich völlig losgelöst von der Realität. Dieser Zustand wird als „K-Hole“ bezeichnet.
Akute Nebenwirkungen und Risiken sind Bewusstlosigkeit, Herzrasen, Übelkeit und zeitweilige Bewegungsunfähigkeit sowie Wahrnehmungseinschränkungen. Letzteres führt zusammen mit stark herabgesetzten Schmerzempfindungen zu einem deutlichen, nachweisbaren Anstieg an Unfällen.
In einer britischen Studie1 mit neunzig Ketamin-Nutzern berichteten 13 %, dass sie als direkte Folge des Ketaminrausches in einen Unfall verwickelt waren. 83 % der Konsumenten kannten jemanden, der einen Unfall erlitten hatte.
Langfristige Risiken sind Abhängigkeit, irreparable Schäden am Harntrakt und dauerhafte, krampfartige Bauchschmerzen sowie Schäden am Herz-Kreislauf-System.
Bei Ketamin lassen sich die Folgen des chronischen Konsums im Gehirn bildlich per MRT2 beweisen. Schon nach 6 Monaten zeigen sich leichte Defekte, nach einem Jahr sind auch tiefe Hirnareale betroffen, nach 4 bis 5 Jahren das limbische System und das Stammhirn.
Ein DrugWipe 6 S mit einem positiven Ketamin-Testergebnis.
In den meisten Ländern ist Ketamin verschreibungspflichtig, aber nicht als Droge eingestuft. Großbritannien ist eine Ausnahme, dort gilt Ketamin als illegale Droge Klasse B. Der steigende Missbrauch führt dazu, dass das Mittel auch in Ländern, in denen es frei erhältlich war, inzwischen unter Restriktionen fällt, beispielsweise in Indien.
In Deutschland ist Ketamin verschreibungspflichtig. Es unterliegt nicht dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG). Der illegale Handel kann aber laut Arzneimittelgesetz eine Freiheitsstrafe von bis zu 3 Jahren oder eine Geldstrafe zur Folge haben.
Der Einsatz von Ketamin als Medikament gegen Depressionen könnte das Interesse an der Droge verstärken. Die zunehmende, meist positive Berichterstattung über dieseAnwendung vermittelt häufig ein falsches Bild.
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Quellen:
Europäischer Drogenbericht 2021, Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht, Lissabon
www.drugcom.de, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Köln
1 Advisory Council on the Misuse of Drugs (Großbritannien): Ketamine: a review of use and harm. (PDF; 971 kB) Bericht für den Innenminister und den Gesundheitsminister, London, 10. Dezember
2013
2 Chunmei Wang, Dong Zheng, Jie Xu, Waiping Lam, D. T. Yew: Brain damages in ketamine addicts as revealed by magnetic resonance imaging. In: Frontiers in Neuroanatomy. Band 7, 2013,
doi:10.3389/fnana.2013.00023