Der Drogenmarkt in Zeiten der Pandemie

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    Der Drogenmarkt in Zeiten der Pandemie
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    Der Drogenmarkt in Zeiten der Pandemie

    Unerwartet hohe Flexibilität

    Die Corona-Pandemie hat vieles beeinflusst, auch den weltweiten Drogenhandel und das Konsumverhalten. Unerwartet war für viele Fachleute, mit welcher Schnelligkeit und Flexibilität sich sowohl Konsumenten als auch Dealer auf die neue Situation einstellten.

    Verschiedene Untersuchungen zeigten nach den ersten drei Monaten einen deutlichen Einbruch im Drogenhandel und im Umgang mit den Drogen. Ausgangssperren, kombiniert mit verstärkten Polizeikontrollen, erschwerten den Straßenhandel. Die Beschaffungskriminalität kam zum Erliegen, für Klein- und Handtaschendiebstähle gab es kaum noch Gelegenheit. Vielen fehlte das Geld für den Drogenkauf. Auf der Verkäuferseite wurde der illegale Handel durch umfangreiche Grenzkontrollen sowie die generell eingeschränkten Reiseaktivitäten hart getroffen.

    Die Reaktion auf die veränderten Rahmenbedingungen wurde rasch sichtbar. Der deutlichste Wandel zeigte sich bei den Schmuggelrouten. Die Drogenproduzenten stiegen verstärkt erfolgreich auf Frachtschiffe um. Bevorzugte Verstecke waren und sind medizinische Waren und Hygieneartikel.

    Veränderungen beim Drogenkonsum seit dem Ausbruch von COVID-19 in der Schweiz_Copyright_Infodrog_Bern

    Die Grafik zeigt die Veränderungen beim Drogenkonsum seit dem Ausbruch von COVID-19 in der Schweiz. Alkohol, Tabak und Hanfprodukte wurden von Personen mit Konsumerfahrung häufiger konsumiert, während Stimulanzien wie MDMA oder Kokain seltener konsumiert wurden. Die Zahlen wurden von der „Schweizerische Koordinations- und Fachstelle Sucht – Infodrog“, Bern, ermittelt.

    Anpassung der Substitutionsprogramme
    Während der Pandemie mussten weltweit auch viele Hilfsorganisationen und Anlaufstellen für Drogenkonsumenten schließen. Das führte vielfach für Süchtige, die auf Ersatzdrogen angewiesen sind, zu deutlichen Engpässen mit negativen Folgen. In einigen Ländern – beispielsweise USA, Niederlande, Israel, Libanon, Marokko – wurden daraufhin die Ausgabekriterien gelockert und die Betroffenen erhielten Ersatzdrogen für einen längeren Zeitraum. Auch in Deutschland gibt es momentan Substitute für 7 statt 5 Tage.

    Den Straßenhandel ersetzten zunehmend das Darknet und sogenannte „Dead Drops“ – damit werden geheime Verstecke bezeichnet, in denen Dealer Drogen verstecken und die Kunden ihre Ware abholen. Bereits vor Corona zeichnete sich ab, dass der Drogenhandel immer mehr auf „Service“ beispielsweise in Form von Lieferdiensten setzt. Diese Form des Verkaufs erhielt ebenfalls neuen Aufschwung. Dafür werden auch herkömmliche Wege wie die Post oder Messengerdienste genutzt.

    Weltweit zeigen verschiedene Untersuchungen einen starken Anstieg des Cannabis-Konsums. Eine kanadische Studie1 belegt einen um 20% gestiegenen Konsum, in der Schweiz hat er sich bei Personen mit Konsumerfahrung sogar mehr als verdoppelt. In Frankreich hat sich gezeigt, dass 19% der Konsumenten schon morgens rauchen2.
    Dabei spielte die im Vergleich leichtere Beschaffung ebenso eine Rolle wie der günstige Preis. Stimulierende Drogen – wie Kokain oder Amphetamine – erlitten dagegen einen deutlichen Einbruch, da Clubs und andere
    Partymöglichkeiten, auf denen solche Drogen bevorzugt konsumiert und gehandelt werden, geschlossen waren und sind.

    Mehr Aufgriffe von Autofahrern unter Drogen
    Während des Lockdown stieg in einigen Ländern die Zahl der Autofahrer, die nach Drogenkonsum hinter dem Steuer saßen und erwischt wurden. So registrierten zum Beispiel Großbritannien, die USA und Irland deutlich mehr Aufgriffe als in Vor-Corona-Zeiten. In Großbritannien prognostizierte die Polizei, dass der Missbrauch von Drogen im Verkehr den von Alkohol in Zukunft überholen könnte3. Die Essex Police wies darauf hin, dass die meisten der überführten Fahrer einem kriminellen Milieu angehören4.
    Ganz besonderes „Pech“ hatte ein junger Mann im Januar in Leicester, UK5. Er wollte trotz Lockdown mit seiner Freundin eine Spazierfahrt machen, wurde angehalten und kontrolliert. Dabei wurde festgestellt,
    dass er Drogen konsumiert hatte. So wurde aus einer Spazierfahrt eine Inhaftierung und der Verlust der Fahrerlaubnis.

    Schlechtere Qualität führt zu mehr Risiken

    Die eingeschränkten internationalen Transportmöglichkeiten führten zu einem weiteren Problem. Es fehlen Grundstoffe für die Drogenherstellung. Das Ausweichen auf Ersatzmaterialien minderer Qualität und das Strecken
    der Drogen führt für die Konsumenten zu neuen gesundheitlichen Risiken.

    Es liegt auf der Hand, dass Ausnahmezustände wie der Lockdown dazu führen, dass die Menschen sich deutlich mehr Sorgen machen – über ihre Zukunft, ihre Finanzen, ihre Familien. Solche Zustände erhöhen den Drogen und Medikamentenmissbrauch in jeder Form. Auch das Daheim-bleiben-Müssen kombiniert mit Langeweile führt zu einem gesteigerten Drogenkonsum. Viele Befragte gaben an, dass sie mehr Drogen konsumierten, einfach weil es die Möglichkeit dazu gab.

    Drogenkonsum und Drogenschmuggel sind in Zeiten von Grenzschließungen und Lockdown nicht weniger geworden. Die Szene ist kreativ.

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    Quellen
    1Self-isolation: A significant contributor to cannabis use during the COVID-19 pandemic; S. J. Bartel , BA, S. B. Sherry , Phd & S. H. Stewart , Phd; Pages 409-412 | Published online: 12
    Oct 2020; https://doi.org/10.1080/08897077.2020.1823550
    2https://www.ofdt.fr/BDD/publications/docs/eisxab2ac.pdf
    3Expert warns drug-driving `could soon excceed‘ drink-driving, BBC.com, 20.06.2020
    4Record Drug Driving Arrests, Essex Police UK, News May 2020
    5Motorist ‘out for drive‘ stopped for possible Covid-19 breach is then arrested over drug driving, www.leicestermercury.co.uk, 11.01.2021
    Impact of COVID-19 on drug markets, drug use, drug-related harms and responses in south European Neighbourhood Policy area; EMCDDA trendspotter briefing December 2020
    Impact of COVID-19 on patterns of drug use and drug-related harms in Europe; EMCDDA trendspotter briefing June 2020